DVDs
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NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
DVD
M orrissey
25 LIVE
Eagle Vision/Edel DVD
(
116
’)
Bild:
16
:
9
; Ton: dts, DD
5
.
1
, DD Stereo; Extras: Dokus
Im Bonusmaterial zu diesem Auf-
tritt an der Hollywood High School
erklärt sein Freund Russell Brand,
Stars wie Morrissey gebe es sonst
nicht mehr. Hier sei noch einer,
der für seine Kunst auf der Büh-
ne sterbe! „I still do feel so hor-
ribly lonely“ sang der gleich zu
Beginn des Konzerts, als Crooner
den Schmerzensmann gebend, mit
dem sich sein Publikum sichtlich
in den von ihm gespielten see-
lischen Nöten identifizierte. Für
seine Fans ist er längst ein Ma-
tinee-Idol - ein leibhaftiges, das
sich gern anfassen lässt.
F. Sch.
MUSIK/INHALT ★
TONQUALITÄT ★
BILDQUALITÄT ★
SPRINGSTEEN & I
Eagle Vision/Edel DVD
Bild
16
:
9
; Ton: dts, DD
5
.
1
, DD Stereo; Extras: Videos
Wie man Beziehungen zwischen
Star und Fans kühl, analytisch
und erbarmungslos filmen kann,
hatte 1962 Wolf Koenig in seinem
preisgekrönten Dokumentarfilm
„Lonely Boy“ über Teenie-Idol
Paul Anka gezeigt. Dieses cinéma
vérité über den Sänger und den
Schmachtfetzen, der ihn berühmt
machte, war filmischer Essay von
einer intellektuellen Schärfe, dass
sich Off-Kommentar erübrigte.
Hemmungslose Idolatrie war
dagegen die Motivation hinter
„Springsteen & I“. Das ist die Fort-
setzung der Handy-Video-Ästhe-
tik an ihr logisches Ende: Fans er-
klären in Kameras, dass sie Fans
sind. Dass es Liebe auf den ers-
ten Blick war, als sie Bruce für sich
entdeckten. Sie erzählen, welche
Erinnerungen sie mit Liedern ver-
binden. Das mutet für Momente
auch mal wie unfreiwillige, an ei-
nen Woody-Allen-Film erinnernde
Parodie an, ist dann wieder pein-
lich in der Selbstentblößung, auf
die sich die für eine Auswertung
in diesem Film ausgewählten Fans
mit ihren Home-Videos freiwillig
eingelassen haben. Springsteen
gibt in Gegenwart von Fans immer
den Kumpel. „He gave me the big-
gest hug of my life“, erzählt einer,
dem er versichert hatte: „John,
this is the sign of brotherhood!“
Ohne erkennbare Dramaturgie
reiht der Film schier endlos derar-
tige Geständnisse aneinander. Un-
ter anderem das einer Mutter, die
ihre drei Söhne damit quält, dass
sie denen ausschließlich Spring-
steen-CDs
im
Auto
vorspielt.
„Can you feel the sp irit?“ fragt
der gleich zu Beginn das Konzert-
publikum in einer riesigen Arena.
Manche betrachten ihn offenbar
tatsächlich als Heilsbringer, der
Erlösung verspricht.
Franz Schöler
MUSIK/INHALT ★
*★
TONQUALITÄT ★
BILDQUALITÄT ★
STEAL THE NIGHT
Tradition &
Moderne/Indigo DVD (
82
’) + CD (
39
’)
Bild: NTSC
16
:
9
; Ton: DD
2.0
und
5
.
1
, PCM
-Stereo;
Extras: Bonustrack, drei Dokus, Musikerbiografien
Deutlich traditioneller als auf ih-
ren Studioalben, aber nicht we-
niger fesselnd interpretiert Hol-
ly Cole in dieser Live-Aufnahme
Highlights ihres Repertoires. John-
ny Nashs „I Can See Clearly Now“
etwa stimmt die Kanadierin als
Jazznummer alter Schule an, und
durch den Tom- Waits-Song „Down
Down Down“ prescht sie mit ei-
nem unwiderstehlichen Sw ing-
drive. Sehenswert ist auch das
Doku-Material, in dem man mehr
über Coles Musikverständnis und
den Menschen hinter der Kunst er-
fährt.
hake
MUSIK/INHALT ★
TONQUALITÄT ★
BILDQUALITÄT ★
_______
Jim i H endrix
HEAR M Y TRAIN A COMIN’
Sony Legacy DVD
(
190
’)
Bild:
16
:
9
; Ton: DD
5
.
1
, LPCM
Stereo; Extras: special
features
Am Ende ist Jimi Hendrix plötzlich
tot. Eddie Kramer sagt noch, die
Welt der Musik habe ein Genie ver-
loren. Warum er das war, was sei-
nen außergewöhnlichen Rang aus-
machte und welche hochfliegenden
Pläne er in seinen letzten Monaten
hatte, erklärt sein Tonmeister nicht.
Die „definitive documentary“
rafft ausschließlich bekanntes Ma-
terial - viel Woodstock und Miami,
sehr viele Minuten aus „Monterey
Pop“ - zu einer leicht konsumier-
baren Erzählung zusammen. Keine
anachronistische Montage ist dem
Regisseur fremd: Über frühe Club-
und TV-Auftritte werden später
produzierte brillante Stereo(!)-Re-
mixes wie der von „Hey Joe“ als
Tonspur gelegt und Live-Auftrit-
te auch schon mal ungeniert mit
fabelhaften Studioproduktionen
wie denen von „Electric Ladyland“
unterlegt. Der Hendrix-Fan sieht
und hört, was er schon wusste,
von der trunksüchtigen Mutter, der
ersten 5-Dollar-Gitarre, der Begeis-
terung für Chuck Berrys Showm-
anship, aber auch für Elmore
James und Howlin’ Wolf angefan-
gen über seinen Aufstieg zum an-
geblich höchstdotierten Super-
star in den späten 1960er Jahren
(bei dem die „Underground“-UKW-
Sender der USA sehr hilfreich wa-
ren) bis zu seinem späten, in im-
mer neuen LPs posthum vermark-
teten Schaffen.
Heikle Themen handelt der Film
lieber beiläufig ab. Nicht unter-
schlagen wird, dass sich Musiker
und auch Manager und erster Pro-
duzent Chas Chandler darüber auf-
regten, wenn Hendrix im Studio
von seinen Mitspielern auch mal
das 38. oder 39. Take verlangte.
Wo doch nach ihrem Verständnis
schon das erste praktisch perfekt
gelungen war.
Franz Schöler
MUSIK/INHALT ★
TONQUALITÄT ★
BILDQUALITÄT ★
The R olling Stones
SWEET SUMMER SUN -
HYDE PARK LIVE
Eagle Vision/Edel DVD
(133
’)
Bild
16
:
9
; Ton: dts, DD
5
.
1
, DD Stereo; Extras:
Video-Zugaben
Während der vorausgegangenen
US-Tournee hatte die Band, bes-
tens auf Bootlegs dokumentiert,
schon erfolgreich für Glastonbury
geprobt. Dort spielte sie mit „Wild
Horses“, „Can’t You Hear Me Kno-
cking“ und endlich wieder einmal
„Factory Girl“ (jetzt „Glastonbury
Girl“!) im Sommer 2013 ein unkon-
ventionelleres Setlist als letzthin.
Ganz so eindrucksvoll fiel der ers-
te Auftritt im Hyde Park eine Woche
später nicht aus. Aber die von Keith
Richards bei dem einen oder ande-
ren Intro ein paar Mal verhauten Ak-
korde entfielen. Anders als bei LPs
und CDs, wo aus beiden Konzerten
die gelungensten Aufnahmen zu ei-
nem Auftritt montiert wurden, was
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
bei der Abmischung der Tonspur
Meister Bob Clearmountain perfekt
kaschierte, präsentiert die DVD bis
auf das finale „Satisfaction“ das
zweite Konzert. Der Stereo-Mix
mutet dort ein wenig pauschaler
an als etliche, die er für die Serie
von Official Bootlegs produzierte,
erinnert im Sound aber gelegent-
lich angenehm an große Momente
dort: Zum Beispiel „Street Fighting
Man“ - erster Höhepunkt des Hyde
Park-Comeback - an das Finale le-
gendärer Konzerte im Herbst 1973,
40 Jahre später noch einmal mitrei-
ßend musiziert.
Mit „Midnight Rambler“ und Mick
Taylor als Gast wollte die Band so
fesselnd wie noch möglich ganz
klar an grandiose Deutungen wie
die von Philadelphia und New York
1972 oder Brüssel am 17. Oktober
1 9 7 3
anknüpfen. Ausnehmend ge-
lungen ist auch Keith Richards’
akustisches Intermezzo „You Got
The Silver“, mit und auch wegen
bester Unterstützung durch Ron
Wood an der Slidegitarre!
Franz Schöler
MUSIK/INHALT ★
TONQUALITÄT ★
BILDQUALITÄT ★
STEREO 1/2014 141
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